Archiv:Pädophilie/WP/2009-10

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WIKIPEDIA Hinweis: Dieser Artikel basiert auf einem Text, der aus der freien Enzyklopädie Wikipedia übernommen wurde und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Übernommen wurde folgender Wikipedia-Artikel: Pädophilie (Fassung vom 24.10.2009).

Pädophilie
ICD-10-Code:
F65.4

DSM-IV-Code:
302.2

Der Begriff Pädophilie (von griechisch παῖς (pais) „Knabe, Kind“ und φιλία (philia) „Freundschaft“) bezeichnet das primäre sexuelle Interesse an Personen vor der Pubertät. Sofern es dauerhaft ist und der Betroffene darunter leidet, oder wenn er sie in realen Sexualkontakten mit Kindern auslebt, wird Pädophilie als psychische Störung angesehen, und zwar als Störung der Sexualpräferenz (Paraphilie). Der Begriff Pädosexualität wird teilweise synonym zum Begriff Pädophilie benutzt, teilweise wird er auch gezielt verwendet um zwischen sexueller Präferenz (Pädophilie) und sexuellem Verhalten (Pädosexualität) abzugrenzen.

Eingrenzung des Begriffes

Grundlagen

Eingeführt wurde der Begriff (als „Paedophilia erotica“) 1896 durch den Wiener Psychiater Richard von Krafft-Ebing in dessen Schrift Psychopathia sexualis.[1] Im Wesentlichen ist es bei seiner Definition geblieben. Für Pädophilie werden folgende Merkmale aufgeführt:

  • Das sexuelle Interesse gilt Kindern, die sich vor der Pubertät im Sinne der Geschlechtsreifung befinden.
  • Das sexuelle Interesse ist dabei primär, das heißt ausschließlich bzw. überwiegend und ursprünglich auf Kinder ausgerichtet.
  • Das sexuelle Interesse ist zeitlich überdauernd.

Grundlage für die Diagnosestellung einer pädophilen Sexualpräferenz sind heute die im Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD) sowie die im amerikanischen Diagnostic and Statistical Manual (DSM-IV) festgelegten Diagnosekriterien. Teilweise widersprechen sich die dort genannten Diagnosekriterien, zudem gibt es weitere Pädophiliedefinitionen, die seltener verwendet werden und ebenfalls nicht einheitlich sind.

Im ICD 10 (ICD 10, 2002) ist die Diagnose „Pädophilie“ (unter den Code: F 65.4) im Kapitel der Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (F 60 - F69) als Störung der Sexualpräferenz verortet. Definiert wird sie als „Sexuelle Präferenz für Kinder, Jungen oder Mädchen oder Kinder beiderlei Geschlechts, die sich meist in der Vorpubertät oder in einem frühen Stadium der Pubertät befinden.[2] Pädophilie wird damit ausschließlich als „sexuelle Präferenz“ beschrieben. Maßgeblich sind hier die gedanklichen Vorlieben, die sich (in Anlehnung an Krafft-Ebing) vorrangig auf vorpubertäre Kinder richten müssen. Ob diese Fantasien ausgelebt werden oder nicht, bleibt offen und ist für die Diagnosestellung zweitrangig.

Im DSM-IV ist Pädophilie unter 302.2 als Paraphilie klassifiziert und setzt ein Mindestalter von 16 Jahren voraus. Ebenso muss der Betroffene mindestens 5 Jahre älter sein als das Kind. Zu unterscheiden ist außerdem zwischen gleichgeschlechtlicher Pädophilie, gegengeschlechtlicher und bisexueller Pädophilie, weiterhin zwischen ausschließlicher und nicht-ausschließlicher Pädophilie, sowie inzestuöser bzw. nicht-inzestuöser Pädophilie. Nicht einzuschließen ist ein Spätadoleszenter (-adoleszente), der oder die in eine Liebesbeziehung mit einer (einem) 12-oder 13-Jährigem (-Jährigen) involviert ist.[3] Die Diagnosemerkmale nach DSM-IV-TR sind sowohl präferenz- als auch verhaltensorientiert. Das heißt, die Diagnose „Pädophilie“ kann sich sowohl auf sexuelle Fantasien (Präferenzen) beziehen, als auch auf drängende Triebimpulse (engl. „urges“) und konkrete sexuelle Handlungen mit Kindern. Nach der verhaltensorientierten Definition können sämtliche Missbrauchstäter als pädophil eingestuft werden, auch wenn sie (anders als nach Krafft-Ebing) in ihrer Sexualität nicht primär auf Kinder ausgerichtet sind.

Von den Psychologen der Berliner Charité wird Pädophilie als die „ausschließliche oder überwiegende sexuelle Ansprechbarkeit durch vorpubertäre Kinderkörper“ bezeichnet [4]. Über das sexuelle Verhalten einer Person sage der Begriff nichts aus, sondern lediglich über die sexuelle Ausrichtung auf das vorpubertäre Alter. Schmidt bezeichnet Pädophile als „Männer, deren sexuelle Wünsche und deren Wünsche nach Beziehung und Liebe vorrangig oder ausschließlich auf vorpubertäre Kinder gerichtet sind, wobei diese drei Bereiche – Sexualität, Beziehung, Liebe – wie bei anderen Menschen auch unterschiedlich gewichtet sein können“.[5] Im Unterschied zu den diagnostischen Kriterien des ICD und des DSM betont Schmidt damit den emotionalen Aspekt der pädophilen Sexualpräferenz. Davison und Neale legen in ihrem Lehrbuch „Klinische Psychologie“ hingegen eine primär verhaltensorientierte Definition zugrunde, wenn sie Pädophile als Menschen, die durch körperlichen und oft auch sexuellen Kontakt mit präpubertären Kindern, mit denen sie nicht verwandt sind, sexuelle Befriedigung erlangen beschreiben.[6]

Pädophilie liegt dann nicht vor, wenn zwar eine sexuelle Erregbarkeit durch Kinder besteht, diese aber nicht primär ist. In mehreren phallometrischen Studien konnte nachgewiesen werden, dass ein hoher Prozentsatz erwachsener Männer durch präpubertäre Stimuli sexuell erregt wurde. So kam Wolfgang Berner in entsprechenden Studien auf einen Anteil von 25 %[7], im Unterschied zu Pädophilen jedoch interessieren sie sich sexuell in erster Linie für Erwachsene. Ebenso sind Pädophile teils auch durch Erwachsene stimulierbar, interessieren sich aber in erster Linie für Kinder. Im Fall der nicht primär durch Kinder stimulierbaren Erwachsenen spricht man bisweilen auch von Pseudopädophilie. Originäre Pädophile werden zur besseren Abgrenzung auch als strukturiert pädophil bezeichnet, da ihre sexuelle Orientierung fest in der Persönlichkeitsstruktur verankert ist. Teilweise spricht man auch von Kernpädophilen oder Primarpädophilen.

Das sexuelle Interesse an Jugendlichen ist von der Pädophilie abzugrenzen. Handelt es sich um die Zuneigung zu männlichen Jugendlichen, spricht man von Ephebophilie. Das sexuelle Interesse an weiblichen Jugendlichen wird demgegenüber als Parthenophilie bezeichnet.[4] Beide Begriffe wurden erstmals 1906 von Magnus Hirschfeld eingeführt.[8]

Richtet sich das primäre sexuelle Interesse des Pädophilen auf Kleinkinder im Alter unter 3 Jahren, spricht man nicht mehr von Pädophilie, sondern von Infantophilie.[9] Dieser Begriff ist in der Fachterminologie nicht offiziell anerkannt und wird nach ICD-10 als „Sonstige Störungen der Sexualpräferenz“ unter F65.8 klassifiziert.

Mit dem Begriff Päderastie werden sexuelle Beziehungen erwachsener Männer zu geschlechtsreifen männlichen Jugendlichen bezeichnet, wie sie kulturbedingt z. B. im antiken Griechenland toleriert wurden. Dieser Begriff gilt heute als veraltet und taucht in neueren sexualmedizinischen Klassifikationen nicht mehr auf.[4]

Weitere Verwendungen des Begriffes in der Öffentlichkeit und in den Medien

In gesellschaftlichen Debatten und in der Berichterstattung in den Medien wird die Bezeichnung Pädophilie oft nicht im sexualwissenschaftlichen Sinne verwendet, wenn grundsätzlich alle Täter, die Kinder sexuell missbrauchen, als Pädophile bezeichnet werden. Vor allem sexueller Missbrauch innerhalb der Familie wird nicht im sexualwissenschaftlichen Sinne eingeordnet, da es sich hierbei meist um Täter handelt, deren Sexualität primär auf Erwachsene ausgerichtet ist.

Die von der sexualmedizinschen Definition abweichende Verwendung des Begriffes Pädophilie in den Medien wurde u. a. in der Berichterstattung zu den Verbrechen von Marc Dutroux deutlich. Da dieser in den Medien weltweit als Pädophiler dargestellt wurde[10][11], sah sich das abschließende Gutachten, das unüblicherweise von insgesamt vier Psychiatern und einem Psychologen einstimmig verfasst wurde, veranlasst, mit Nachdruck festzustellen, dass er nicht den diagnostischen Kriterien der Pädophilie entspräche, sondern vielmehr ein gegenüber Gewalt empfindungsloser Psychopath, der aus Machtstreben und Geldgier gehandelt habe, allerdings voll schuldfähig sei.[12]

Auch in der Berichterstattung über Übergriffe von Priestern auf minderjährige Jungen werden diese meistens als pädophile Taten bezeichnet, obwohl eine Studie aufzeigte, dass nur eine Minderheit der Priester, die sexuelle Übergriffe begingen, den diagnostischen Kriterien der Pädophilie entsprechen.[13]

Personen, deren sexuelles Interesse Jugendlichen gilt, werden in der Öffentlichkeit ebenfalls oft als Pädophile bezeichnet, obwohl es sich aus sexualmedizinischer Sicht hierbei um parthenophile bzw. ephebophile Neigungen handelt.[4]

Pädosexualität

Der Begriff „Pädosexualität“ wird einerseits als Unterscheidung, andererseits als Synonym für den Begriff Pädophilie verwendet und von einigen Interessengruppen aus unterschiedlichen Motiven klar bevorzugt.

Eine sehr frühe Erwähnung des Begriffs erfolgt in einem 1968 von Spijker veröffentlichten Buch mit dem Titel Die gleichgeschlechtliche Zuneigung. Homotropie: Homosexualität, Homoerotik, Homophilie, und die katholische Moraltheologie. In Analogie zu diesen Begrifflichkeiten verwendet er die Unterscheidung zwischen Pädosexualität / pädosexuell - Pädoerotik / pädoerotisch - Pädophilie / pädophil und verwendet auch das bei ihm übergeordnete Adjektiv pädotrop („Anziehung zu Kindern“), welches schon davor in anderer Bedeutung manchmal in der Pädagogik vorkommt, besser als pädagotrop bezeichnet.[14] Auch bei einer Literaturanalyse über Homotropie von Ott aus dem Jahre 1979 taucht diese Unterscheidung auf und er verwendet auch explizit den Begriff Pädotropie.[15] Im selben Jahr taucht der Begriff in einem niederländischen Artikel auf, der einen gemeinsamen Kampf gegen die Unterdrückung fordert und mit folgendem Satz endet: „Ohne die Befreiung der Pädosexualität ist auch keine Befreiung der Homosexualität möglich.“[16] In der chronologischen Übersicht von Martijn taucht der Begriff ab diesem Zeitpunkt immer wieder auf.[17] Im Jahre 1980 bemerken auch der Spiegel[18] und Emma[19] die Verwendung als Selbstbezeichnung. In der deutschen und englischen Sexualwissenschaft steigt die Häufigkeit der Verwendung aus Gründen der Differenzierung ab etwa 1987 langsam an.

Heute stehen bei der Verwendung des Begriffs folgende Aspekte zur Diskussion:

  • Menschen, die sexuellen Missbrauch erlebt haben, empfinden den Begriff „Pädophilie“ oft als verschleiernd und verharmlosend, da er eine gegenseitige Liebe vortäusche, wo es in Wahrheit um einen rücksichtslosen Machtmissbrauch durch den Erwachsenen gehe. Viele Opferverbände fordern deshalb, den Begriff „Pädophilie“ generell durch „Pädosexualität“ zu ersetzen, denn damit werde unzweifelhaft benannt, um was es gehe; nämlich um eine sexuelle Begierde, die mit Liebe nichts zu tun habe.[20]
  • Genau anders herum beläuft sich die Argumentation der pädophilen Interessenvertreter. Für sie passt der Terminus von der „Pädosexualität“ gut in das sprachliche Schema der Begriffe „Heterosexualität – Bisexualität – Homosexualität“. Der Ausdruck „Pädosexualität“ sei deshalb gut geeignet, die vermeintliche Gleichwertigkeit mit anderen Sexualformen zu betonen (→Seelische Störung oder sexuelle Orientierung?).
  • Andere Ansätze legen wert auf die Unterscheidung zwischen „Pädophilie“ als reiner Präferenz (auf Gedankenebene) und dem Verhalten in Form sexueller Übergriffe auf Kinder.[4] Der Begriff „Pädophilie“ bezeichnet demnach nur die sexuelle Präferenz, aus der sich Handlungsimpulse ergeben können, aber nicht müssen. Kommt es jedoch zu strafbaren Handlungen ‒ also zu real ausgelebter Sexualität mit Kindern ‒ spricht man nicht mehr von „Pädophilie“, sondern von „Pädosexualität“. Von pädosexuellem Verhalten kann man nach diesem Begriffsmodell auch dann sprechen, wenn ein sexueller Kindesmissbrauch nicht auf eine primär-pädophile Präferenz zurückzuführen ist, sondern der Täter aus anderen Beweggründen handelt (z. B. als sog. Ersatzobjekttäter oder als sadistischer Gewalttäter). Auf dieses Modell greift auch die Charité zurück und es soll zwei verschiedenen Aspekten Rechnung tragen. Zum einen soll darauf hingewiesen werden, dass eine pädophile Präferenz nicht zwangsläufig zum sexuellen Missbrauch eines Kindes führen muss, gleichzeitig soll deutlich gemacht werden, dass ein sexueller Kindesmissbrauch unterschiedliche Motivlagen haben kann.[4]
  • Pädophile selbst unterscheiden mit den beiden Begriffen manchmal zwischen Personen, die rein sexuelle Kontakte haben und jenen, die eine Beziehung auch oder nur auf anderen Ebenen unterhalten.

Phänomenologie

Prävalenz und sexuelle Orientierung

Über die Zahl pädophiler Menschen gibt es keine zuverlässigen Angaben. Vorsichtige Schätzungen gehen von 50.000 bis 200.000 pädophilen Männern in Deutschland aus.[21] Internationale Studien gehen davon aus, dass bei etwa 1 % aller erwachsenen Männer eine primärpädophile Ausrichtung vorliegt.[22]

Es gibt homo-, hetero- und bisexuelle Pädophile.[20] Anhand einer statistischen Auswertung zum Präventionsprojekt Dunkelfeld der Charité zeigte sich, dass der Anteil bisexueller Pädophiler gering ist. Die meisten sind entweder auf Mädchen oder auf Jungen orientiert, wobei der Anteil der homosexuellen Pädophilen geringfügig größer war. Bei den nicht-ausschließlich Pädophilen zeigte sich eine Verteilung von jeweils etwa einem Drittel homosexuell, heterosexuell und bisexuell orientierter Patienten. [23]

Alter des Kindes

Nach sexualmedizinischer Definition richtet sich das sexuelle Interesse der Pädophilen auf Kinder vor Beginn der Pubertät im Sinne der biologischen Geschlechtsreifung.[4][24] Da die Ausprägung der sekundären Geschlechtsmerkmale bei Kindern individuell sehr verschieden einsetzen kann, sind exakte Altersangaben nicht möglich. Im Allgemeinen ist das primäre Interesse der Pädophilen auf Kinder von etwa 4–14 Jahren ausgerichtet, wobei es zwei Gipfel in der Alterspräferenz gibt: Der eine Gipfel liegt bei 5 bis 6 Jahren, der andere bei 11 bis 12 Jahren.[24] Das sexuelle Begehren ist beim konkreten Pädophilen in der Regel auf einen dieser beiden Abschnitte beschränkt, erlischt in der Regel aber spätestens bei der Ausprägung sekundärer Geschlechtsmerkmale beim Kind.[4]

Pädophilie bei Frauen

Primärpädophile Neigungen kommen bei Frauen zwar vor, über die genaue Häufigkeit gibt es jedoch keine gesicherten Erkenntnisse. Die wenigen Veröffentlichungen zu diesem Thema gehen mehrheitlich davon aus, dass es sich hierbei nur um Einzelfälle handelt.[25][26][20] Prof. Peter Fiedler vom psychologischen Institut in Heidelberg vertritt hingegen die Ansicht, dass von den Frauen, die sexuelle Übergriffe an Kindern begangen haben, anteilsmässig ein mehr oder weniger grosser Prozentsatz immer auch die Pädophilie-Diagnose erfüllt.[27]

Komorbidität

Oft tritt die Störung komorbid mit affektiven Störungen (als Folge der Pädophilie), Angststörungen, Substanzmittelmissbrauch oder anderen Paraphilien auf[6].

Aspekte der pädophilen Sexualpräferenz

Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht bei der Pädophilie die primäre sexuelle Ausrichtung auf Kinder. Diese ist nicht zwingend koital ausgeprägt; Pädophile können bereits durch Situationen erregt und befriedigt werden, in denen kein Körperkontakt zu einem Kind besteht. Bei Situationen mit Körperkontakt kann bereits das Berühren des Kindes allein als erregend empfunden werden, ohne dass diese Berührungen im Genitalbereich stattfinden müssen. Der Wunsch nach dem Vollzug des Koitus mit dem Kind scheint bei Pädophilen seltener anzutreffen zu sein.[21]

Neben dem sexuellen Interesse ist bei Pädophilen ein Bedürfnis nach emotionaler Nähe zu Kindern festzustellen. Viele Pädophile verlieben sich in Kinder[25] und wünschen sich echte wechselseitige Liebesbeziehungen zu Kindern.[24] Manche Pädophile empfinden ihr Leben als unvollständig und emotional destabilisierend, wenn ihr Wunsch nach emotionaler Nähe keine Erfüllung findet. Überproportional viele Pädophile arbeiten in entsprechenden Berufen, z. B. als Erzieher oder in der Jugendbetreuung, um Umgang mit Kindern zu haben[28]. Es wird ferner vermutet, dass manche der primär pädophil orientierten Männer alleinstehende Frauen mit vorpubertären Kindern heiraten, um ihr Bedürfnis nach Nähe zu befriedigen.

Das Bedürfnis nach körperlicher und emotionaler Nähe ist individuell sehr verschieden ausgeprägt und gewichtet. Die Bedürfnislagen können sowohl einzeln als auch zusammen im Vorder- oder Hintergrund stehen.

Auswirkungen auf Betroffene

Welche Auswirkungen die pädophile Sexualpräferenz für den Pädophilen selber hat, ist von zahlreichen Faktoren abhängig und in seiner Gesamtheit kaum erforscht. Für Pädophile, die sexuell abstinent leben, sei es aus Angst vor juristischen Konsequenzen oder aufgrund einer generellen Ablehnung pädosexueller Kontakte, bedeutet dies in erster Linie den Verzicht auf die Erfüllung sexueller und emotionaler Bedürfnisse.[5] Da Pädophile eine der geächtetsten Randgruppen der Gesellschaft darstellen, sind sie zudem meist gezwungen, ihre Neigungen selbst vor Freunden und der Familie zu verheimlichen, da ein Bekanntwerden oft eine völlige gesellschaftliche Isolation bis hin zur Scheidung, Job- und Wohnungsverlust nach sich zieht.[21] Viele Pädophile empfinden zudem die sexuellen Impulse an sich als extrem belastend und verurteilen sich selbst für ihre Neigung oder leiden unter der Angst den Impulsen nachzugeben und einen sexuellen Übergriff zu begehen.[20][29][30] Als Folge der beschriebenen Problematiken kommt es bei vielen Pädophilen zu Folgeerkrankungen, wie z. B. Depressionen oder Substanzmittelmissbrauch.[30][20].

Nutzung legaler und illegaler Medien zur sexuellen Stimulation

Viele Pädophile nutzen Darstellungen von Kindern zur sexuellen Stimulation. Die Bandbreite reicht hierbei von Kinderbildern aus Versandhauskatalogen über legale erotische Darstellungen von Kindern, z. B. Bilder des Fotografen Jock Sturges, bis hin zur Nutzung illegaler kinderpornographischer Medien.[20] In einer Studie gaben 86,1 % der Teilnehmer an, Bildmaterial aus dem legalen und/oder illegalen Bereich zu nutzen.[21]

Neben Film- und Bildmaterial spielt in jüngster Zeit auch die sogenannte virtuelle Kinderpornographie, d. h. sexuelle Darstellungen nicht realer, sondern animierter „Kinder“, eine zunehmend größere Rolle.[31][32] Davison und Neale betonen, dass zur sexuellen Stimulation nicht zwangsläufig illegales Material nötig sei, vielmehr konstruieren Pädophile ihr eigenes sexuell erregendes Material aus Quellen, die allgemein als harmlos angesehen werden[6], wie z. B. Kinderbildern aus Versandhauskatalogen. Ob der Konsum von Kinderpornographie, wie von vielen Pädophilen behauptet, dem Abbau von Spannungen dient und damit realen Übergriffen entgegenwirkt, oder ob diese durch die zusätzliche Stimulation begünstigt werden, ist wissenschaftlich umstritten.

Therapeutischer Aspekt

Sexualmediziner gehen heutzutage davon aus, dass die Entwicklung der Sexualität im Wesentlichen mit dem Ende der Pubertät abgeschlossen ist und eine grundsätzliche Änderung der pädophilen Sexualpräferenz nicht möglich ist.[21]

Das primäre Ziel einer Therapie besteht deshalb meist darin, sexuelle Handlungen an Kindern zu verhindern.[24] In Einzel- und Gruppentherapien sollen die Patienten lernen, ihre Impulse zu kontrollieren und Verhaltensmuster, die den sexuellen Missbrauch begünstigen, zu vermeiden. Weitere Ziele können die Aufdeckung von Wahrnehmungs- und Interpretationsfehlern des Verhaltens von Kindern sowie die Stärkung der Empathiefähigkeit sein.[33]

Weiterhin sind Therapien auch dann nötig, wenn der Patient mit den schwerwiegenden sozialen Folgen, die ein Bekanntwerden seiner Pädophilie meist zur Folge hat, konfrontiert wird. Nicht zuletzt müssen möglicherweise bestehende Folgestörungen wie zum Beispiel Depressionen und Alkoholismus behandelt werden.

Weiterhin werden – in schweren Fällen und bei Zustimmung des Patienten – Testosteron-Antagonisten sowie SSRIs (Selective Serotonin Reuptake Inhibitors – selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer) verwendet, die den Sexualtrieb hemmen, die Impulskontrolle verbessern und somit die Gefahr von Übergriffen, teilweise auch von Intrusionen (Gedankeneinbrüchen, die vom Patienten nicht willentlich verhindert werden können) eindämmen können. In den letzten Jahren gab es auch Versuche, das unerwünschte Verhalten mit anderen Medikamenten zu bekämpfen. Hier kann vor allem Medroxyprogesteron (MPA) genannt werden, welches den Testosteronspiegel von Männern senkt.[6]

Neuere Studien zeigen auf, dass Therapien straffällig gewordener Pädophiler die Rückfallwahrscheinlichkeit um etwa 12 bis 17 Prozent zu senken vermögen. Doch bleibt die Rückfallquote vergleichsweise hoch.[34]

Sexuelle Übergriffe von Pädophilen auf Kinder

Strafrechtliche Einordnung und Häufigkeit

Das Ausleben der Orientierung durch sexuelle Kontakte mit Kindern steht in den meisten Ländern als sexueller Missbrauch von Kindern unter Strafe.

Genaue Zahlen über den Anteil an Sexualstraftätern unter den Pädophilen sind nicht bekannt. Ein nennenswerter Teil der Pädophilen vermeidet jedoch sexuelle Kontakte zu Kindern. Ursachen hierfür können zum einen die Befürchtung juristischer und sozialer Konsequenzen sein, zum anderen sind viele Pädophile sich der ethischen und moralischen Problematik ihrer sexuellen Wünsche bewusst und lehnen sexuelle Beziehungen zwischen Kindern und Erwachsenen grundsätzlich ab.

Einmal einschlägig straffällig gewordene Pädophile unterliegen allerdings einer hohen Rückfallgefahr. Internationale Studien haben ergeben, dass die Rückfallquote bei ihnen mit etwa 40 bis 50 Prozent etwa doppelt so hoch ist wie die durchschnittliche Quote für Sexualstraftäter von 22 Prozent.[35] Die Rückfallwahrscheinlichkeit ist bei Pädophilen, die auf Jungen orientiert sind, deutlich höher als bei solchen, die auf Mädchen orientiert sind.

Studien zeigen auch, dass der Anteil pädophiler Täter mit 12 bis 20 % nicht den Hauptteil am sexuellen Kindesmissbrauch darstellt.[36][27] Die restlichen Taten werden also von Personen begangen, deren Sexualität überwiegend auf Erwachsene ausgerichtet ist.

Sexuelle Handlungen

Sexuelle Übergriffe können eine unterschiedliche Schwere haben. Hier reicht die Spannweite vom „Haarestreicheln“ über die Manipulation der Genitalien, oder der Ermunterung des Kindes dasselbe mit seinen Genitalien zu tun, bis hin zur eher selteneren Intromission.[24] Wenn es zu sexuellen Handlungen kommt, findet in der Regel eine Entwicklung von zunächst einfacheren (zum Beispiel Petting) hin zu intensiveren sexuellen Handlungen (zum Beispiel Masturbieren des Kindes) statt. Die pädophilen Kontakte können Wochen, Monate oder Jahre andauern, wenn sie nicht von anderen Erwachsenen entdeckt werden.[6]

Zahlreiche Studien sprechen von einer Nicht-Aggressivität und Zuneigung der Pädophilen zu Kindern.[37] Dem entspricht auch die Beobachtung, dass sexuell aktive pädophile Erwachsene den Kindern in stärkerem Maße emotional zugewandt zu sein scheinen als andere Sexualstraftäter ihren Opfern. Ein Pädophiler wird meist versuchen, die Zuneigung der Kinder zu erlangen. Dementsprechend ist Gewalt selten Teil der Belästigung. Manchmal werden die Kinder verängstigt, indem z. B. Gewalt angedroht wird. Ob Pädophile gewalttätig werden, hängt von ihren allgemeinen Persönlichkeitsmerkmalen, wie z. B. Gewaltbereitschaft und Frustrationstoleranz, ab. Ähnlich wie bei Menschen mit primärer sexueller Ausrichtung auf Erwachsene gibt es auch einen vergleichbar geringen Anteil Pädophiler mit sadistischer Fixierung. Eine Minderheit der Pädophilen, welche auch als sexuelle Sadisten oder antisoziale Persönlichkeiten diagnostiziert werden, fügen den Objekten ihrer Begierde schwere körperliche Verletzungen zu.[6] Solch ein Fall scheint der Serienmörder Jürgen Bartsch gewesen zu sein. Außerdem gibt es Fälle von Kindesentführung mit Todesfolge, die hierzu zu rechnen sind.

Auswirkungen auf die Opfer sexuellen Missbrauchs

Die Auswirkungen sexueller Missbrauchserlebnisse auf die Entwicklung von Kindern sind von den Begleitumständen der Tat sowie anderer Risikofaktoren in der Entwicklung (z. B. Vernachlässigung und körperliche Misshandlung) abhängig. Sexueller Missbrauch kann bereits im frühen Kindesalter beginnen und über Jahre weiterbestehen.

Die unmittelbaren Auswirkungen von sexuellem Missbrauch auf ein Kind sind sehr unterschiedlich. Etwa die Hälfte der betroffenen Kinder scheinen keine negativen Auswirkungen zu haben. Hier werden allerdings sämtliche sexuellen Kontakte, auch solche, die allgemein als nicht so schwerwiegend gelten, miteinbezogen. Als Umstände, welche die Folgen eines Missbrauches verschlimmern können, können der Missbrauch durch nahe Bezugspersonen, die Dauer des Missbrauches und mangelnde Unterstützung im familiären Umfeld des Kindes nach einem Missbrauch gelten.[38]

Missbrauchte Kinder können Angststörungen, Depressionen, ein geringes Selbstwertgefühl sowie Verhaltensstörungen entwickeln. Psychische Auffälligkeiten in der Folge sexuellen Missbrauchs können enthemmtes triebhaftes Verhalten bei Kleinkindern mit ungewöhnlich aktivem Interesse an den eigenen Genitalien oder denen anderer Kinder, Distanzlosigkeit gegenüber Fremden, nicht altersgemäße sexuelle Aktivitäten mit Gleichaltrigen, exzessive Masturbation, spielerische Imitation und Nachvollziehen der Tat, Exhibieren und sexuell provozierendes Auftreten sein sowie ein erhöhtes Risiko, erneut Opfer sexuellen Missbrauchs zu werden. Diese Auffälligkeiten können bereits im Vorschulalter auftreten. Im Schulkind- und Jugendalter zeigen sich häufig zusätzlich eine Blockierung und Angst in der Sexualentwicklung, funktionelle Sexualstörungen, Promiskuität und Prostitution, sexuell aggressives Verhalten gegenüber anderen Kindern, ausgeprägte Angst, homosexuell zu sein sowie eine gestörte Geschlechtsrollenidentität.

Wenn die unmittelbare Krise vorüber ist, brauchen viele Kinder weiterhin professionelle Hilfe. Häufig entwickelt sich eine Posttraumatische Belastungsstörung. Hier hängt die Beeinträchtigung der Opfer oft von der Schwere der Tat ab. Untersuchungen haben gezeigt, dass vor allem bei Dissoziativen Identitätsstörungen, Essstörungen sowie Borderline-Persönlichkeitsstörungen in der Kindheit sexueller Missbrauch vorlag. Dies bedeutet nicht, dass Personen, bei denen diese Störungen diagnostiziert wurden, zwangsläufig sexuell missbraucht wurden. Ebenso wie es nicht bedeutet, dass jeder, der in der Kindheit sexuell missbraucht wurde, eine dieser Störungen entwickeln muss. Hier ist lediglich ein statistischer Zusammenhang zu erkennen, der besagt, dass schwere Traumata in der Kindheit, wie sexueller Missbrauch, eine dieser Störungen verursachen können.[39][6]

Präventive Maßnahmen zum Schutz vor sexuellen Missbrauch durch Pädophile

Als Prävention von Sexualdelikten durch Pädophile wird heute vorwiegend die Verbreitung von Informationen über sexuellen Kindesmissbrauch betrachtet. Diese Informationen sollen Kinder, Eltern und Pädagogen erreichen sowie die Gesellschaft für das Problem sensibilisieren.[40]

Eine Präventionsarbeit mit potentiellen Sexualstraftätern existiert bislang kaum. Hilfesuchende Pädophile können sich mit ihren Schwierigkeiten und Ängsten bislang nur an wenige ausgebildete Psychiater, Psychotherapeuten und private Berater wenden. Ursächlich ist hier u. a., dass die Behandlung sexueller Präferenzstörungen kein Bestandteil der Psychotherapeutenausbildung ist und entsprechende Therapien nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen gehören.[29]

Psychotherapeutische Intervention, die speziell auf pädophile Menschen ausgerichtet ist, die noch keine Straftat begangen haben, bietet das Projekt "Kein Täter werden" in Berlin an[41]. Seit 2009 existiert in Kiel ein ähnliches Projekt, ein weiteres ist für Frühjahr 2010 in Regensburg angekündigt[42].

Kontroversen

Seelische Störung oder sexuelle Orientierung?

Um die sexualmedizinische Einordnung der Pädophilie gibt es seit jeher heftige Kontroversen. Dies zeigt sich schon daran, dass es bis heute keinen einheitlichen Sprachgebrauch gibt – weder in der Fachwelt, noch in der Öffentlichkeit. Umgangssprachlich spricht man zumeist von einer „pädophilen Neigung“, es sind aber auch andere Benennungen in Gebrauch, die oft eine bestimmte Wertung widerspiegeln. So spricht man z. B. von einer „pädophilen Orientierung“, einer „pädophilen Veranlagung“ oder einer „pädophilen Prägung“.

Viele Pädophile setzen sich dafür ein, Pädophile als eigenständige sexuelle Orientierung (neben Hetero- und Homosexualität) anzuerkennen. Damit möchte man einerseits die vermeintliche Gleichwertigkeit mit anderen Sexualformen betonen, andererseits darauf hinweisen, dass eine pädophile Ausrichtung als fester Bestandteil der Persönlichkeit anzuerkennen ist.

Kritiker halten dem entgegen, der Begriff der sexuellen Orientierung beziehe sich ausschließlich auf das Geschlecht des bevorzugten Sexualobjekts. Demnach könne es nur Hetero-, Homo- und Bisexualität als sexuelle Orientierungen geben. Außerdem sei die Gleichsetzung mit anderen sexuellen Vorlieben abzulehnen, weil damit die besondere Problematik der Pädophilie – die extrem ungleiche Objektkonstellation – ausgeblendet und verharmlost werde.

Um der Schwierigkeit der Einordnung zu begegnen haben die Sexualtherapeuten der Charité eine Unterteilung in Sexuelle Orientierung (Geschlecht) - Sexuelle Ausrichtung (Alter) - Sexuelle Neigung (Praktiken, Vorlieben) vorgeschlagen. Die Frage nach Orientierung, Veranlagung oder Prägung bleibt dabei offen, die Altersfrage wird als eigene Ebene angesehen und es kommt zu keinen Überschneidungen.[4]

Sowohl in der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD) als auch im einflussreichen amerikanischen Diagnostic and Statistical Manual (DSM-IV) wird Pädophilie als psychische Störung aufgeführt. Um diese Tatsache und um die Details der DSM-Definition hat sich eine Diskussion entwickelt[43]:

  • Es wurde vorgeschlagen, alle Paraphilien (zu denen auch die Pädophilie zählt) aus dem Verzeichnis (DSM) zu streichen. Dafür machen sich jene stark, die den betreffenden Störungen keinen eigentlichen Krankheitswert zuweisen, sondern glauben, dass die Paraphilien nur aufgrund eines gesellschaftlichen Konflikts als psychische Störung aufgefasst würden (solche Konflikte werden (im Prinzip) zur Zeit ausdrücklich nicht als DSM-relevante Störungen angesehen).
  • Über die Frage, unter welcher Störung Pädophile leiden könnten, gibt es keinen Konsens. Beispielsweise wird vorgeschlagen, Pädophilie als Impulskontrollstörung (ICD: F63) zu kategorisieren. Dies ist für die gegenwärtige DSM-Definition von Pädophilie möglich, nicht aber für andere (z. B. ICD). In jedem Fall wird damit das Hauptaugenmerk von der primären sexuellen Ausrichtung auf Kinder weggenommen und auf das Verhalten des Pädophilen gelenkt.
  • Andere Bestrebungen legen Wert auf die Unterscheidung zwischen sexueller Präferenz und sexuellem Verhalten. Danach bezieht sich die Bezeichnung Paraphilie allein auf die sexuellen Wünsche, nicht aber darauf, in welcher Form sie möglicherweise ausgelebt werden. Demnach wären Paraphilien nur dann als krankhaft anzusehen, wenn der Betroffene seine Sexualität in einer Art und Weise auslebt, dass er Andere in ihrer sexuellen Selbstbestimmung verletzt. In diesem Fall würde man nicht mehr von einer sexuellen Präferenzstörung (Paraphilie) sprechen, sondern von einer sexuellen Verhaltensstörung (Dissexualität)[4]. Diese Sichtweise bemisst den Krankheitswert einer Paraphilie in erster Linie nach den Folgen, die sich aus deren Ausleben ergeben. Die Behandlungsbedürftigkeit wäre auch dann gegeben, wenn der Betroffene selbst unter seinen sexuellen Wünschen leidet, so dass er in seiner seelischen Gesundheit beeinträchtigt ist. Für die Pädophilie würde das bedeuten: Solange der Betroffene seine sexuellen Impulse unter Kontrolle halten kann (keinen sexuellen Kontakt mit Kindern sucht) und seine sexuelle Präferenz für sich selbst akzeptieren kann, liegt keine Behandlungsbedürftigkeit vor. Damit einher ginge die Unterscheidung zwischen Pädophilie (als reiner Präferenzstörung) und Pädosexualität(als sexueller Verhaltensstörung in Form real ausgelebter Sexualität mit Kindern).

Diese Diskussionen betreffen lediglich die psychologische Einordnung der Pädophilie, nicht die Bewertung pädosexueller Kontakte, die aufgrund pädophiler Veranlagungen begangen werden.

Veranlagung oder Prägung?

Ungeklärt ist bis heute auch die Frage, ob eine pädophile Ausrichtung angeboren ist oder im Laufe der Adoleszenz erworben wird. Man geht heute von einem individuellen Zusammenspiel biologischer, psychologischer und psychosozialer Faktoren aus. Eine mögliche genetische Disposition soll ebenso eine Rolle spielen wie biographische Faktoren (z. B. traumatische Kindheitserfahrungen) im Zusammenspiel mit bestimmten Charakterstrukturen. Die begriffliche Zuordnung als „pädophile Veranlagung“ oder als „pädophile Prägung“ bleibt problematisch, denn in beiden Fällen wird eine Bewertung vorweggenommen, die wissenschaftlich nicht abgesichert ist.

Zur Frage der Freiwilligkeit

Auch freiwillige sexuelle Handlungen zwischen Kindern und Erwachsenen sind in den meisten Ländern strafbar. Die Strafbarkeit gründet sich ursprünglich auf sittlich-moralische Vorstellungen, wird aber auch von der modernen Sexualwissenschaft mitgetragen, wobei man sich auf folgende Hauptbegründungen stützt:

  • Nach dem Modell der „Disparität der Wünsche“' bzw. der „Ungleichzeitigkeit'“ liegen bei Kindern und Erwachsenen unterschiedliche Ausgangsbedingungen vor, die eine Beziehung zu gleichen Voraussetzungen unmöglich machen. Die sexuellen Bedürfnisse des Erwachsenen korrelieren entwicklungspsychologisch nicht mit den Wünschen des Kindes. Kinder sind zwar zu sexuellen Gefühlen fähig, diese unterscheiden sich aber fundamental von der Sexualität eines Erwachsenen, dessen sexuelle Entwicklung bereits abgeschlossen ist. Da das Kind die Sexualität des Erwachsenen nicht kennt, kann es auch dessen Perspektive nicht einnehmen. Es kann nicht erfassen, aus welchen Beweggründen ein sexuell motivierter Erwachsener seine Nähe sucht. Kinder können deshalb zwar „willentlich'“ (fachlich „simple consent“), aber nicht „wissentlich“' (fachlich informed consent) in sexuelle Handlungen einwilligen. [44][45]
  • Die sexuelle Selbstbestimmung des Kindes soll nicht nur vor gewalttätigen Übergriffen, sondern auch vor subtilen Manipulationen geschützt werden. Zwischen Erwachsenen und Kindern besteht ein naturgegebenes Machtgefälle hinsichtlich Faktoren wie Lebenserfahrung, geistig-seelischer Reife oder der Fähigkeit, den eigenen Standpunkt zu verbalisieren. Zusätzlich befinden sich Kinder gegenüber ihren näheren Bezugspersonen in einem Zustand emotionaler Abhängigkeit, da sie auf deren Zuwendung existenziell angewiesen sind. Diese komplexen Abhängigkeitsverhältnisse bergen die Gefahr, dass der Erwachsene seine Überlegenheit bewusst oder unbewusst ausnutzt, um das Kind zu sexuellen Handlungen zu bewegen, die nicht dem wirklichen Willen des Kindes entsprechen.
  • Sexuelle Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern bergen immer das Risiko einer nachhaltigen Traumatisierung beim Kind. Dies gilt selbst dann, wenn die Kontakte gewaltlos verlaufen.[5] Auch wenn nicht davon ausgegangen werden kann, dass sexuelle Kontakte zwischen Kindern und Erwachsenen zwangsläufig zu psychotraumatischen Schäden führen, ist das Gefährdungspotential für das Kind so groß, dass eine Legalisierung solcher Kontakte grundsätzlich unverantwortbar erscheint.[4]

Pädophilenbewegung

Hauptartikel: Pädophilenbewegung

In den 1970er Jahren gründeten sich weltweit Gruppierungen, die für die Rechte von Pädophilen eintraten und zum Teil eine Legalisierung pädosexueller Kontakte anstrebten. Genossen diese Gruppen in ihrer Entstehung noch Unterstützung aus dem links-alternativen politischen Spektrum und gab es eine enge Verbindung zur homosexuellen Emanzipationsbewegung, wurden diese Gruppierungen in den 80er und 90er Jahren weitgehend isoliert und lösten sich auf.[46]

Seit Ende der 1970er Jahre existieren zudem in zahlreichen deutschen Städten Selbsthilfegruppen für Pädophile. Von Kritikern wurden diesen in der Vergangenheit wiederholt vorgeworfen, die Folgen sexuellen Missbrauchs zu verharmlosen und ihre Treffen zum Austausch kinderpornographischer Medien zu nutzen.[47]

Von 2004 bis 2006 existierte mit der Online-Initiative „Verantwortung für Kinder“ erstmals ein Projekt, in dem Pädophile sich zu ihrer Neigung bekannten, pädosexuelle Kontakte aber grundsätzlich ablehnten. Ziele waren es eine Anlaufstelle für Pädophile zu schaffen, die sich der ethischen Problematik ihrer Neigungen bewusst waren und Aufklärungsarbeit zu leisten.[48][4]

Es gibt eine Reihe von Selbstbezeichnungen, die von Pädophilen verwendet werden. Geläufig sind hier vor allem die Anglizismen „Boylover“ für homosexuell orientierte pädophile Männer und „Girllover“ für heterosexuell orientierte. Hinzu kommen weitere Bezeichnungen wie „Littleboylover“ oder „Babyboylover“, die eine genauere Bezeichnung der präferierten Altersgruppe beinhalten. Von Kritikern werden diese Bezeichnungen als verharmlosend bewertet, da sie die Möglichkeit einer sexuellen Gleichstellung von Kindern und Erwachsenen suggerieren sollen.

Literatur

  • Volkmar Sigusch: Sexuelle Störungen und ihre Behandlung. Thieme 2007, ISBN 978-3-13-103944-6
  • Matthias Stöckel: Pädophilie. Befreiung oder sexuelle Ausbeutung von Kindern. Campus-Verlag, Frankfurt/M. 1998, ISBN 3-593-35944-8
  • Karl M. Beier, Hartmut A. G. Bosinski, Udo Hartmann und Kurt Loewit: Sexualmedizin. Urban & Fischer 2001, ISBN 3-437-51086-X
  • Günther Deegener: Sexueller Missbrauch: Die Täter. Beltz 1995, ISBN 3-621-27251-8
  • Gerald C. Davison und John M. Neale: Klinische Psychologie, dt. Ausgabe hg. von M. Hautzinger. Beltz PVU, Weinheim, 7. Aufl., 2007, ISBN 3-621-27614-9
  • Gisela Braun, Marianne Hasebrink, Martina Huxoll: Pädosexualität ist Gewalt, Beltz Votum, ISBN 3-7799-1810-2
  • Horst Vogt: Pädophilie. Leipziger Studie zur gesellschaftlichen und psychischen Situation pädophiler Männer. Pabst Science Publishers, 2006, ISBN 978-3-89967-323-4

Einzelnachweise

  1. Richard von Krafft-Ebing: Psychopathia sexualis. Neuauflage 1997, Matthes & Seitz Berlin, ISBN 3-88221-351-5
  2. Horst Dilling, Werner Mombour, Martin H. Schmidt: Internationale Klassifikation psychischer Störungen. ICD-10 Kapitel V (F). Klinisch-diagnostische Leitlinien. 5. Auflage. Huber, Bern 2002, ISBN 3-456-84124-8
  3. H. Saß, H.-U. Wittchen, M. Zaudig und I. Houben Diagnostische Kriterien DSM-IV, 1998, ISBN 978-3-8017-0915-0
  4. 4,00 4,01 4,02 4,03 4,04 4,05 4,06 4,07 4,08 4,09 4,10 4,11 Ahlers Ch. J., Schaefer G. A., Beier K. M. (2005): „Das Spektrum der Sexualstörungen und ihre Klassifizierbarkeit in DSM-IV und ICD-10.“, Sexuologie 12 (3/4)
  5. 5,0 5,1 5,2 Gunter Schmidt: Über die Tragik pädophiler Männer, Zeitschrift für Sexualforschung Nr.2/99, S. 133–139 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Schmidt“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 6,4 6,5 6,6 Gerald C. Davison und John M. Neale: Klinische Psychologie, Beltz PVU, Weinheim, 7. Aufl., 2007, ISBN 3-621-27614-9 S. 505–508
  7. Wolfgang Berner, Pedophilic Sexual Orientation: A Fuzzy Expression. Archivies of Sexual Behavior, 31
  8. Hirschfeld, M: „Vom Wesen der Liebe. Zugleich ein Beitrag zur Lösung der Frage der Bisexualität“, Verlag Max Spohr, Leipzig 1906
  9. Laws D. Richard, Sexual Deviance: Theory, Assessment and Treatment, Guilford Press 2008, S. 176, ISBN 1-59385-605-9
  10. Marc Dutroux, A Pedophile and Child-Killer
  11. Belgium’s Dutroux jailed for life, BBC News, 22. Juni 2004
  12. Dutroux schuldfähig, BERLINER KURIER, 21. 3. 1998
  13. Studie der katholischen Kirche über die sexuellen Übergriffe von Priestern auf minderjährige Jungen
  14. Die gleichgeschlechtliche Zuneigung. Homotropie: Homosexualität, Homoerotik, Homophilie, und die katholische Moraltheologie (Geleitworte von Hans Giese und Alois Müller), Walter-Verlag, Olten und Freiburg im Breisgau 1968, S. 39-40, 234-236
  15. Volker Ott: Homotropie und die Figur des Homotropen in der Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts, Band 324 von Europäische Hochschulschriften, Lang, 1979, ISBN 3-8204-6635-5
  16. Artikel: Jongensdroom in: NIKS (Naar Integratie KinderSeksualiteit), 4. Jg, Nr. 2, Februar 1980; erstveröffentlicht in: De Rooie Vlinder, Nr. 3, 1979; Kopie im Martijn-Blog, 25. April 2008
  17. Historisch nieuwsoverzicht
  18. Sexualität - Mächtiges Tabu, Der Spiegel 30/1980 vom 21. Juli 1980, S. 148
  19. Emma: das Magazin von Frauen für Menschen. 1980, Emma-Verlag, 1980, S. 5, 41
  20. 20,0 20,1 20,2 20,3 20,4 20,5 Claudia Bundschuh – Pädosexualität, Leske + Budrich, 2001, ISBN 3-8100-2930-0
  21. 21,0 21,1 21,2 21,3 21,4 Horst Vogt: Pädophilie. Leipziger Studie zur gesellschaftlichen und psychischen Situation pädophiler Männer. Pabst Science Publishers, 2006, ISBN 978-3-89967-323-4
  22. Briere, J., & Runtz, M. (1989). University males’ sexual interest in children: Predicting potential indices of „pedophilia“ in a non-forensic sample. Child Abuse & Neglect: The international Journal, 13, 65–75
  23. Das Präventionsprojekt Dunkelfeld des Universitätsklinikums Charité Campus Mitte, abgerufen am 02.05.2009
  24. 24,0 24,1 24,2 24,3 24,4 Pädophilie zwischen Dämonisierung und Verharmlosung, Sophinette Becker im Werkblatt – Zeitschrift für Psychoanalyse und Gesellschaftskritik Nr. 38, 1/1997: 5–21
  25. 25,0 25,1 Interview in dem Magazin „Avinus“ mit Prof. Klaus Beier
  26. Eberhard Schorsch Sexuelle Perversionen in Mensch, Medien, Gesellschaft 10, 1985, S. 253–260
  27. 27,0 27,1 Peter Fiedler: Sexuelle Orientierung und sexuelle Abweichung. Beltz-PVU Weinheim, 2004. ISBN 3-621-27517-7 S. 295
  28. Erwin Heaberle dtv-Atlas Sexualität, München 2005, ISBN 3-423-03235-9
  29. 29,0 29,1 Interview in der Wochenzeitung „Die Zeit“ mit dem Dipl.Psych. Christoph Ahlers
  30. 30,0 30,1 Artikel auf Spiegel-Online über das Präventionsprojekt an der Berliner Charite
  31. Interview mit Prof. Klaus Baier in der Online-Ausgabe der „FAZ“
  32. 'Die Pädophilen von "Second Life"' - Bericht auf welt.de
  33. Website des Projektes „Kein Täter werden“ an der Berliner Charité
  34. Prof. Dr. Rudolf Egg in der Zeitschrift „Der Bürger im Staat“
  35. Egg u. a. (2001). Evaluation von Straftäterbehandlungsprogrammen in Deutschland. Überblick und Meta-Analyse.Behandlung gefährlicher Straftäter. Herbolzheim: Centaurus (2001)
  36. H. Zonana, G. Abel (1999): Dangerous sex offenders. A task force report of the American Psychiatric Association – Washington, DC: American Psychiatric Association
  37. K. Howells, „Some meanings of children for paedophiles“. Vortrag auf der International Conference on Love and Attraction, Swansea 1977
  38. Kühnle, 1998. Zitiert nach: Hautzinger (Hrsg.): Davison und Neale (2002): Klinische Psychologie Seite 501 f. Weinheim BelzPVU. ISBN 3-621-27458-8
  39. Resch et al. (1999) Entwicklungspsychopathologie des Kindes- und Jugendalters – Ein Lehrbuch, PVU, Weinheim
  40. http://www.sexualmedizin.charite.de/doc-pdf/Presseinfo.pdf Presseinformationen des Projektes „Kein Täter werden“ an der Berliner Charite
  41. Website des Projektes „Kein Täter werden“ an der Berliner Charité
  42. Artikel in der Augsburger Allgemeinen
  43. Archives of Sexual Behavior: Special Section on Pedophilia, Vol. 31, No. 6 (Dec. 2002), S. 465–510 Vorlage:ISSN
  44. David Finkelhor Child Sexual Abuse: New Theory and Research ISBN 978-0-02-910020-2
  45. Martin Dannecker in Sexuelle Störungen und ihre Behandlung hg. von Volkmar Sigusch Thieme 2007, ISBN 978-3-13-103944-6
  46. Florian Mildenberger Beispiel: Peter Schult: Pädophilie im öffentlichen Diskurs. Männerschwarm, Hamburg 2006. ISBN 3-935596-40-5
  47. Manfred Karremann Es geschieht am helllichten Tag: die verborgene Welt der Pädophilen und wie wir unsere Kinder vor Missbrauch schützen. DuMont, Köln 2007 ISBN 978-3-8321-8040-9
  48. Website schicksal-und-herausforderung.de

Siehe auch

Weblinks

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