Minderjährige als Täter: Unterschied zwischen den Versionen

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Für "sexuell grenzverletzende Kinder und Jugendliche" hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Kinder ([[BMFSFJ]]) Qualitätsempfehlungen für den professionellen Umgang herausgegeben<ref>http://www.kinderschutz-zentren.org/pdf/quali_sexuellgrenzverletzendenjug.pdf</ref>. Diese Qualitätsempfehlungen des BMFSFJ fassen den Begriff sehr flexibel und weit:  
Für "sexuell grenzverletzende Kinder und Jugendliche" hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Kinder ([[BMFSFJ]]) Qualitätsempfehlungen für den professionellen Umgang herausgegeben<ref>http://www.kinderschutz-zentren.org/pdf/quali_sexuellgrenzverletzendenjug.pdf</ref>. Diese Qualitätsempfehlungen des BMFSFJ fassen den Begriff sehr flexibel und weit:  
{{Zitat|Der Begriff sexuell grenzverletzenden Verhaltens wird bewusst weit gefasst und nicht beschränkt auf die Begehung von Straftaten im Sinne des 13. Abschnitts des StGB. Unter sexuell grenzverletzendem Verhalten wird in diesem Bericht auch dann gesprochen, wenn die Motivationslage nicht primär sexuell bedingt ist. Sexuell grenzverletzendes Verhalten hat einen interpersonellen Charakter, liegt auch vor, wenn kein Körperkontakt (Exhibitionismus, Internet, Zeigen von pornographischen Filmen, etc.) besteht. Es ist immer gekennzeichnet von einem Machtgefälle zwischen „Täter“ und „Opfer“.| Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Kinder ([[BMFSFJ]]) | [http://www.kinderschutz-zentren.org/pdf/quali_sexuellgrenzverletzendenjug.pdf PDF-Datei]]}}
{{Zitat|Der Begriff sexuell grenzverletzenden Verhaltens wird bewusst weit gefasst und nicht beschränkt auf die Begehung von Straftaten im Sinne des 13. Abschnitts des StGB. Unter sexuell grenzverletzendem Verhalten wird in diesem Bericht auch dann gesprochen, wenn die Motivationslage nicht primär sexuell bedingt ist. Sexuell grenzverletzendes Verhalten hat einen interpersonellen Charakter, liegt auch vor, wenn kein Körperkontakt (Exhibitionismus, Internet, Zeigen von pornographischen Filmen, etc.) besteht. Es ist immer gekennzeichnet von einem Machtgefälle zwischen „Täter“ und „Opfer“.|Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Kinder ([[BMFSFJ]])|[http://www.kinderschutz-zentren.org/pdf/quali_sexuellgrenzverletzendenjug.pdf PDF-Datei]}}  
 
Für die Bezeichnung der "sexuellen Grenzverletzung" unter Kindern wird also ein Machtgefälle als voraussetzend angenommen. Demnach wird nicht bei allen kindlichen Tätern des § 176 StGB die Notwendigkeit spezifischer Interventionen bei Bekanntwerden der Sexuellen Handlungen gesehen.  
Für die Bezeichnung der "sexuellen Grenzverletzung" unter Kindern wird also ein Machtgefälle als voraussetzend angenommen. Demnach wird nicht bei allen kindlichen Tätern des § 176 StGB die Notwendigkeit spezifischer Interventionen bei Bekanntwerden der Sexuellen Handlungen gesehen.  


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=== Interventionen nach KJHG ===
=== Interventionen nach KJHG ===


Diese "sexuadevianten" Kinder erhalten sogenannte Hilfen, wie z.B. die durch §34 [[KJHG]] legitimierte [[Heimerziehung]]. <!-- In Deutschland existieren für diese Tätergruppe gar Spezialeinrichtungen, in denen Kinder und Jugendlichen lernen, keinen Sex mit Minderjährigen zu betreiben! <ref>Quelle nötig!</ref> --!> Gemäß §1666 [[BGB]] darf das Familiengericht die "erforderlichen Maßnahmen" treffen, das bedeutet: Die Überwachung des Kindes um das Kindeswohl herum. Ihren Eltern wird ggf. das [[Sorgerecht]] entzogen, die entsprechenden [[Sorgerecht#Voraussetzungen für den Entzug des Sorgerechts|Voraussetzungen]] festgestellt werden.  
Diese "sexuadevianten" Kinder erhalten sogenannte Hilfen, wie z.B. die durch §34 [[KJHG]] legitimierte [[Heimerziehung]].  
<!-- In Deutschland existieren für diese Tätergruppe gar Spezialeinrichtungen, in denen Kinder und Jugendlichen lernen, keinen Sex mit Minderjährigen zu betreiben! <ref>Quelle nötig!</ref> !-->  
Gemäß §1666 [[BGB]] darf das Familiengericht die "erforderlichen Maßnahmen" treffen, das bedeutet: Die Überwachung des Kindes um das Kindeswohl herum. Ihren Eltern wird ggf. das [[Sorgerecht]] entzogen, die entsprechenden [[Sorgerecht#Voraussetzungen für den Entzug des Sorgerechts|Voraussetzungen]] festgestellt werden.  


Durch den § 176 StGB werden regelmäßig Jugendliche und Heranwachsende verurteilt, 14-21jährige, die mit Kindern bis 13 Jahren "geschlafen" haben. Diese Jugendlichen gelten als vorbestraft, genauso wie ein z.B. 25jähriger, 37jähriger oder 56jähriger Vergewaltiger eines Kindes.
Durch den § 176 StGB werden regelmäßig Jugendliche und Heranwachsende verurteilt, 14-21jährige, die mit Kindern bis 13 Jahren "geschlafen" haben. Diese Jugendlichen gelten als vorbestraft, genauso wie ein z.B. 25jähriger, 37jähriger oder 56jähriger Vergewaltiger eines Kindes.
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== Kritik am Sexualstrafrecht ==
== Kritik am Sexualstrafrecht ==


Auf Basis der hier dargestellten Situation wird der [[§ 176 StGB]] von BLs sowie zum Teil durch Experten der [[Sexualwissenschaft]] <!-- und ggf. andere? außerdem: Quelle! --!> als undifferenziert und unverhältnismäßig kritisiert. Ohne nähere Eingrenzung im Gesetzestext und ohne Klauseln für mögliche Straffreiheit oder mildere Fälle wird pauschal jede sexuelle Handlung zwischen Unter- und Über-14-Jährigen per Strafrecht kriminalisiert. Dabei werden Fragen des Alters, Altersabstandes, Fragen der Einwilligung, der Gewalt oder des Zwangs, der mit der Handlung verbundenen Gefühle und Folgen ignoriert (sie sind nur innerhalb der Bemessung des Strafrahmens relevant, der aber in den vom Gesetz vorgegebenen Grenzen bleiben muss).  
Auf Basis der hier dargestellten Situation wird der [[§ 176 StGB]] von BLs sowie zum Teil durch Experten der [[Sexualwissenschaft]] <!-- und ggf. andere? außerdem: Quelle! !--> als undifferenziert und unverhältnismäßig kritisiert. Ohne nähere Eingrenzung im Gesetzestext und ohne Klauseln für mögliche Straffreiheit oder mildere Fälle wird pauschal jede sexuelle Handlung zwischen Unter- und Über-14-Jährigen per Strafrecht kriminalisiert. Dabei werden Fragen des Alters, Altersabstandes, Fragen der Einwilligung, der Gewalt oder des Zwangs, der mit der Handlung verbundenen Gefühle und Folgen ignoriert (sie sind nur innerhalb der Bemessung des Strafrahmens relevant, der aber in den vom Gesetz vorgegebenen Grenzen bleiben muss).  


Umgekehrt wird angemahnt, dass Verfolgungen dieser Straftaten - und seien es nur bereits die polizeilichen Ermittlungen - bei Kindern oftmals [[Sekundärschäden]] bewirken und daher die Verhältnismäßigkeit zwischen den Folgen der strafbaren Handlung und den Folgen deren Verfolgung verletzt ist, erst recht bei vielen Konstellationen mit geringem Altersabstand.
Umgekehrt wird angemahnt, dass Verfolgungen dieser Straftaten - und seien es nur bereits die polizeilichen Ermittlungen - bei Kindern oftmals [[Sekundärschäden]] bewirken und daher die Verhältnismäßigkeit zwischen den Folgen der strafbaren Handlung und den Folgen deren Verfolgung verletzt ist, erst recht bei vielen Konstellationen mit geringem Altersabstand.
== Siehe auch ==
* [[Sexueller Missbrauch]]
* [[§ 176 StGB]]
== Externe Links ==
* [http://www.bka.de/pks/ Polizeiliche Kriminalstatistik]
{{Quellen}}


[[Kategorie:Enzyklopädie]]
[[Kategorie:Enzyklopädie]]
[[Kategorie:Sexueller Missbrauch]]
[[Kategorie:Sexueller Missbrauch]]

Version vom 14. Juli 2009, 00:09 Uhr

Im § 176 StGB gibt es keine Einschränkung des Alters der Täter (etwa auf Erwachsene), d.h. tätsächlich jede sexuelle Handlung mit, an oder vor Kindern unter 14 Jahren ist strafbar, unabhängig davon wie alt der Täter ist. Kinder unter 14 Jahren gelten dabei als schuldunfähig (§ 19 StGB) und können somit nicht bestraft werden. Polizeiliche Ermittlungen und Interventionen nach Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) sind dennoch möglich.

Kriminalstatistik

Jährlich werden über 600-700 Kinder unter 14 Jahren wegen §176 StGB angezeigt, wobei diese Kinder als "unmündig" vor dem StGB gelten und daher nicht vor das Strafgericht gestellt werden können. Laut BKA Statistik (2006) gab es in Deutschland 9344 ermittelte Straftaten gemäß § 176, 176a, 176b StGB. 7,5 % der Täter waren Kinder unter 14 Jahre, d.h. ca. 700 Kinder waren nicht Opfer von "Missbrauch", sondern Täter. [1]

Durch den § 176 StGB werden regelmäßig Jugendliche und Heranwachsende verurteilt, 14-21jährige, die mit Kindern bis 13 Jahren sexuelle Handlungen begangen haben. Diese Jugendlichen gelten als vorbestraft, genauso wie erwachsene Täter.

Umgang mit kindlichen Tätern

Für die Täter unter 14 Jahren ist also nicht das StGB relevant, aber das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG). Kinder, die Kinder sexuelle Handlungen nach § 176 StGB begehen (also "sexuell missbrauchen") gelten bei Psychologen und Pädagogen unter Umständen als "verhaltensauffällig", "sexuell gestört" oder/und als "sexuell grenzverletzende Kinder und Jugendliche", die pädagogischer Interventionen bedürfen.

"Sexuell grenzverletzende Kinder und Jugendliche"

Für "sexuell grenzverletzende Kinder und Jugendliche" hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Kinder (BMFSFJ) Qualitätsempfehlungen für den professionellen Umgang herausgegeben[2]. Diese Qualitätsempfehlungen des BMFSFJ fassen den Begriff sehr flexibel und weit:

„Der Begriff sexuell grenzverletzenden Verhaltens wird bewusst weit gefasst und nicht beschränkt auf die Begehung von Straftaten im Sinne des 13. Abschnitts des StGB. Unter sexuell grenzverletzendem Verhalten wird in diesem Bericht auch dann gesprochen, wenn die Motivationslage nicht primär sexuell bedingt ist. Sexuell grenzverletzendes Verhalten hat einen interpersonellen Charakter, liegt auch vor, wenn kein Körperkontakt (Exhibitionismus, Internet, Zeigen von pornographischen Filmen, etc.) besteht. Es ist immer gekennzeichnet von einem Machtgefälle zwischen „Täter“ und „Opfer“.“

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Kinder (BMFSFJ): PDF-Datei

Für die Bezeichnung der "sexuellen Grenzverletzung" unter Kindern wird also ein Machtgefälle als voraussetzend angenommen. Demnach wird nicht bei allen kindlichen Tätern des § 176 StGB die Notwendigkeit spezifischer Interventionen bei Bekanntwerden der Sexuellen Handlungen gesehen.

Kritik am Konzept der "Sexuell grenzverletzenden Kinder und Jugendlichen"

Kritisiert wird an dem dargestellten Konzept, dass die Definition des "Sexuell grenzverletzenden Verhaltens" sehr vage bleibt und geeignet sei, auch einvernehmliche Handlungen von Kindern zu pathologisieren und kriminalisieren.

Hingegen wären alternative Konzeptionen denkbar. So könnte man mit Rind et al (1998) erklären, was unter "sexuell grenzverletzend" zu verstehen ist: Konstellationen, in denen Zwang, Gewalt, Nötigung vorherrscht, überall da, wo der Wille gebrochen wird.

Interventionen nach KJHG

Diese "sexuadevianten" Kinder erhalten sogenannte Hilfen, wie z.B. die durch §34 KJHG legitimierte Heimerziehung. Gemäß §1666 BGB darf das Familiengericht die "erforderlichen Maßnahmen" treffen, das bedeutet: Die Überwachung des Kindes um das Kindeswohl herum. Ihren Eltern wird ggf. das Sorgerecht entzogen, die entsprechenden Voraussetzungen festgestellt werden.

Durch den § 176 StGB werden regelmäßig Jugendliche und Heranwachsende verurteilt, 14-21jährige, die mit Kindern bis 13 Jahren "geschlafen" haben. Diese Jugendlichen gelten als vorbestraft, genauso wie ein z.B. 25jähriger, 37jähriger oder 56jähriger Vergewaltiger eines Kindes.

Situation für Jugendliche

(neue Sexualstrafverschärfung bzgl. Prostitution und Verbreitung/Herstellung/Besitz von Pornographie ab 18, mildere Verfolgung sexuellen Missbrauchs entsprechend Jugendstrafrecht, Kritik, dass keine Altersabstandsregelung; Wissen der Jugendlichen um die Altersgrenzen und die Folgen; tatsächliche Verurteilungszahlen nach Bundesamt für Statistik) ...

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Kritik am Sexualstrafrecht

Auf Basis der hier dargestellten Situation wird der § 176 StGB von BLs sowie zum Teil durch Experten der Sexualwissenschaft als undifferenziert und unverhältnismäßig kritisiert. Ohne nähere Eingrenzung im Gesetzestext und ohne Klauseln für mögliche Straffreiheit oder mildere Fälle wird pauschal jede sexuelle Handlung zwischen Unter- und Über-14-Jährigen per Strafrecht kriminalisiert. Dabei werden Fragen des Alters, Altersabstandes, Fragen der Einwilligung, der Gewalt oder des Zwangs, der mit der Handlung verbundenen Gefühle und Folgen ignoriert (sie sind nur innerhalb der Bemessung des Strafrahmens relevant, der aber in den vom Gesetz vorgegebenen Grenzen bleiben muss).

Umgekehrt wird angemahnt, dass Verfolgungen dieser Straftaten - und seien es nur bereits die polizeilichen Ermittlungen - bei Kindern oftmals Sekundärschäden bewirken und daher die Verhältnismäßigkeit zwischen den Folgen der strafbaren Handlung und den Folgen deren Verfolgung verletzt ist, erst recht bei vielen Konstellationen mit geringem Altersabstand.

Siehe auch

Externe Links

Quellen

  1. Bundeskriminalamt Wiesbaden, PKS Berichtsjahr 2006, Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, S. 134. Online: http://www.bka.de/pks/pks2006/
  2. http://www.kinderschutz-zentren.org/pdf/quali_sexuellgrenzverletzendenjug.pdf